Chirac - was war denn nun?
SchlÀgt man heute die Zeitungen auf, oder bemÃŒht man das Internet, ist allenthalben operative Hektik zu bemerken, die ja bekanntlich geistige Windstille ersetzt. Der französische StaatsprÀsident hat also einen U-Boot StÃŒtzpunkt besucht. Und dort hat er nicht etwa gesagt:”Jungs, nach dem Ende des Kalten Kriegs seid ihr ÃŒberflÃŒssig!” Sondern er hat erklÀrt, warum Frankreich U-Boote mit Atomraketen besitzt. Diese ErklÀrung ist von der eifrigen Journaille gerne aufgegriffen und mit der Ãberschrift: “Atombombe auf Teheran?” kolportiert worden.
Was hat er denn nun wirklich gesagt? Das steht wie ÃŒblich nirgendwo. Immerhin habe ich ein paar AuszÃŒge in der deutschen Ãbersetzung auftreiben können:
Chiracs Rede zum Kernwaffeneinsatz (AuszÃŒge)
“Die FÃŒhrer von Staaten, die gegen uns auf terroristische Mittel zurÃŒckgreifen, sowie alle, die in der einen oder anderen Weise den Einsatz von Massenvernichtungswaffen erwÀgen, mÃŒssen verstehen, dass sie sich einer festen und angepassten Antwort unserer Seite aussetzen wÃŒrden. Diese Antwort kann konventionell sein; sie kann auch anderer Natur sein.”
“Die Garantie unserer strategischen Versorgung und die Verteidigung der verbÃŒndeten LÀnder gehören unter anderen zu den Interessen, die es zu schÃŒtzen gilt. (…) Es obliegt dem PrÀsidenten der Republik, das Ausmaà und die möglichen Folgen einer Bedrohung oder einer unertrÀglichen Erpressung gegen seine Interessen einzuschÀtzen.” Dies könne “zu der EinschÀtzung fÃŒhren, dass sie in das Feld unserer vitalen Interessen fallen”.
Zum Kampf gegen den Terrorismus sagte Chirac: “Wir gehen diesen Weg mit Festigkeit und Entschlossenheit weiter. (Doch) man darf nicht der Versuchung nachgeben, die Gesamtheit der Verteidigungs- und Sicherheitsproblematik auf diesen notwendigen Kampf gegen den Terrorismus zu beschrÀnken. Weil eine neue Bedrohung auftaucht, lÀsst sie nicht alle anderen verschwinden.”
Chirac verurteilte “die Versuchung gewisser Staaten, sich unter Bruch der VertrÀge mit Atomwaffen auszustatten”, und erklÀrte: “Unsere Welt wird vom Auftauchen von MachtansprÃŒchen geprÀgt, die auf dem Besitz atomarer, biologischer oder chemischer Waffen beruhen. (…) Gegen eine Regionalmacht haben wir nicht nur die Wahl zwischen UntÀtigkeit und Vernichtung.” Im Interesse “der FlexibilitÀt und ReaktionsfÀhigkeit unserer strategischen StreitkrÀfte wurde die Zahl der Atomsprengköpfe auf bestimmten Raketen unserer U-Boote gesenkt”.
Was genau ist daran neu?
Mit der Ãberschrift:”Frankreich vermindert die Anzahl der Atomsprengköpfe auf seinen U-Booten” liest sich das sogar wie eine Agenda zur AbrÃŒstung.
Chirac hat seinen Soldaten erklÀrt, wozu sie da sind. Wie man das im Einzelnen bewertet, ist jedermanns eigene Sache. Aber von einem “PrÀventivschlag gegen den Iran” den alle so gerne da herauslesen wÃŒrden, hat er mit keiner Silbe gesprochen. Ãber sein Timing lÀsst sich noch streiten.
Mit Mini-Atom-Bomben in den Iran-Krieg?
Die Meldung, dass Frankreich’s PrÀsident Jaques Chirac dem Iran mit einem Atomwaffen-Angriff gedroht hat, klang so absurd, dass ich sie erstmal komplett ausgeblendet habe.
Wie ich jetzt dank Schott’s Blog und den dortigen Hinweis auf ei…
trackback am 20.01.06 17:20