Wer nicht fÃŒr uns ist, ist gegen uns.
Weià eigentlich jemand, bei wem Bush diesen Satz geklaut hat? Kann man ja nachgucken. Ist auch gar nicht Thema. Thema ist der Respekt vor einer alten Dame, die ihrerseits nicht etwa islamistisch ist, sondern “nur” Iranerin. Also so wie Jasmin Tabatabai - nur eben Àlter. Und die hat einen Kommentar abgelassen zu einem Artikel in Telepolis, in dem es um Amerikas new clear plans geht. Ich denke, sie wollte viele Menschen erreichen, darum hier der Text und nicht nur der Link:
10. April 2006 6:17
Ich hasse die USA: Die Brzezinski-Doktrin
Laleh (1 BeitrÀge seit 10.4.06)
Ich schreibe diese Zeilen aus dem Iran. Ich bin eine alte Iranerin
(70) und habe fÃŒnfzig Jahre lang in Deutschland gelebt. Ich habe zwei
Heimaten, zum einen den Iran, wo ich geboren und meine Kindheit und
Jugend verbracht habe, und zum anderen Deutschland, wo ich mein
Erwachsenen- und Berufsleben gelebt und Freunde gewonnen habe und
altgeworden bin. Zur Zeit bin ich im Iran und drehe einen Film ÃŒber
die gegenwÀrtige Kultur und Politik dieses Landes. Wenn amerikanische
Bomben mich dabei treffen und töten, denkt bitte an diese Zeilen.
Wie die ÌberwÀltigende Mehrheit der Iranerinnen und Iraner hasse ich
die USA enorm. Ich tue das seit 1953, seit die USA die damalige
iranische Regierung durch einen Putsch beseitigt und den erwachenden
Iran mundtot, von sich abhÀngig gemacht und Jahrzehnte lang
unterdrÌckt und ausgebeutet haben. Der gegenwÀrtige Iran hat sich aus
dieser Unterjochung befreit. Nun folgt seine Bestrafung und
ZurÌckbombung zu den alten VerhÀtltnissen.
Ich halte nichts vom Islam und bin nicht eine AnhÀngerin der
iranischen Regierung und Politik. Aber ebenso wenig finde ich es
richtig, dass aufgeblasene Geisteskranke wie Bush, Blair und Co. es
sich anmaÃen, ÃŒber das Schicksal von 80 Millionen Menschen und der
gesamten Golfregion ÃŒberhaupt durch Bomben zu entscheiden, deren
Abwurf auf LÌgen und UnverschÀmtheiten basiert, wie wir es im Falle
des Iraks bereits gesehen haben.
Wenn nach diesem drohenden Terror der USA und ihrer VerbÃŒndeten
unzÀhlige Iranerinnen und Iraner mit ihren Rucksackbomben in den USA
und in Europa unterwegs sein und dieses Verbrechen rÀchen werden,
bitte, versucht dann das PhÀnomen als REAKTION zu verstehen!
Verurteilt nicht diese Verzweifelten leichtfertig als fanatische
Terroristen und Islamisten, um eine neue StrafmaÃnahme gegen sie zu
ersinnen! Denn sie halten genauso wenig wie ich vom Islam. Aber sie
lieben ihre Heimat und ihre Eltern, Geschwister und Verwandten, die
die nicht eingeladenen amerikanischen und europÀischen Flugzeuge und
Bomben töten werden. Ich meinerseits werde sie verstehen. Ich werde
verzweifelt sein, wenn ein solcher Rucksackbomber in der Berliner
U-Bahn oder im Frankfurter Flughafen eine Schar von Menschen töten
wird. Denn meine eigenen Kinder, Nachbarn und Freunde werden auch
vielleicht darunter sein. Aber ich werde sie moralisch nicht
verurteilen können, weil ich ihr Handeln als eine Reaktion auf den
Terror der USA und ihrer VerbÃŒndeten empfinden werde.
Die USA verfahren schon seit Jahren nach der Brzezinski-Doktrin, an
die ich jetzt kurz erinnern möchte, damit es deutlich wird, dass die
zerstörerische Kriegswut der USA im Nahen und Mittleren Osten eine
alte Tradition ihrer aggressiven “Strategie der Vorherrschaft”
fortsetzt und ausbaut. Der drohende Iran-Krieg muss im Lichte dieser
US-amerikanischen Langzeitplanung gesehen werden, wÀhrend nur wir,
die Eintagsfliegen, glauben können, er habe mit Ahmadinejads
Dummheiten, mit den Mullahs, mit Menschenrechten, mit dem
Atomprogramm Irans oder mit seiner Ãlbörse etwas zu tun.
Wir erinnern uns: Der grimmige Ex-Pole Zbigniew Brzezinski, ein
Condoleza-Double, war von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von
US-PrÀsident Jimmy Carter. Er hatte seine besonderen Vorstellungen
ÃŒber die AuÃenpolitik der USA und die gottgewollte Notwendigkeit des
amerikanischen Imperialismus und Neokolonialismus. Diese
Vorstellungen hat er im Jahre 1997 in einem Buch niedergelegt des
vielsagenden Titels “The Grand Chessboard. American Primary and Its
Geostrategic Imperatives” (Basic Books: New York), das spÀter auch in
deutscher Ãbersetzung unter dem folgenden Titel erschienen ist: Die
einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vorherrschaft
(Fischer-Verlag: Frankfurt, 1999). Nehmen Sie einmal dieses Buch, das
ÃŒbrigens von Hans-Diertich Genscher ehrfÃŒrchtig bevorwortet worden
ist, einmal in die Hand. Bereits auf den ersten zweiten Seiten seiner
Einleitung werden Sie die Brzezinski-Doktrin finden, die die
Bush-Administration seit Jahren morgens, mittags, abends und vor dem
Schlafengehen herunterbetet:
[…] “Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hat sich die
Weltlage tiefgreifend verÀndert. Zum ersten Mal in der Geschichte
trat ein auÃereurasischer Staat nicht nur als der Schiedsrichter
eurasischer MachtverhÀltnisse, sondern als die Ìberragende Weltmacht
schlechthin hervor. Mit dem Scheitern und dem Zusammenbruch der
Sowjetunion stieg ein Land der westlichen HemisphÀre, nÀmlich die
Vereinigten Staaten, zur einzigen und im Grunde ersten wirklichen
Weltmacht auf.
Eurasien hat jedoch dadurch seine geopolitische Bedeutung keineswegs
verloren. In seiner westlichen Randzone, Europa, ballt sich noch
immer ein GroÃteil der politischen und wirtschaftlichen Macht der
Erde zusammen; der Osten des Kontinents, also Asien, ist seit einiger
Zeit zu einem wichtigen Zentrum wirtschaftlichen Wachstums geworden
und gewinnt zunehmend politischen EinfluÃ. Inwieweit die USA ihre
globale Vormachtstellung geltend machen können, hÀngt aber davon ab,
wie ein weltweit engagiertes Amerika mit den komplexen
MachtverhÀltnissen auf dem eurasischen Kontinent fertig wird - und ob
es dort das Aufkommen einer dominierenden, gegnerischen Macht
verhindern kann …
Eurasien ist somit das Schachbrett, auf dem sich auch in Zukunft der
Kampf um die globale Vorherrschaft abspielen wird … Aber bis es
soweit ist, lautet das Gebot, keinen eurasischen Herausforderer
aufkommen zu lassen …” (zitiert nach der deutschen Ausgabe, S.
15-16).
Wer jetzt noch blind ist, wie die Neupolitiker Merkel und Steinmeier,
und an der Seite von GroÃverbrechern wie Bush, Cheyni und Rumsfeld
ein Land bombardiert – das dritte in der Reihe Afghanistan, Irak …
– sollte sich dessen bewusst sein, dass er Gegenterror zÃŒchtet,
berechtigte Gegenreaktionen von jungen Iranerinnen und Iranern also,
die ihre Heimat lieben und sich nicht erniedrigen, bevormunden und
ausbeuten lassen wollen.
Quelle: Click