Zum Hamburger Klinikskandal
Eigentlich wollte ich die Geschichte ja aufarbeiten, aber je länger ich gelesen habe, desto mehr Details sind mir ins Auge gesprungen und die abzuarbeitende Linkliste wurde immer länger.
Für Neueinsteiger: Die Hauptsächlich durch den Steuerzahler, hier die Stadt Hamburg, getragenen Kliniken der Stadt sollten warum auch immer privatisiert werden. Die Bestrebungen hierzu laufen, wie man der Taz entnehmen kann offenbar schon mindestens seit 2004.
Inzwischen sind die Kliniken verkauft, an die Askleipos GmbH, die deutschlandweit “operiert” (ha, ein Kalauer) und auch einige Häuser in den USA betreibt.
Es wurden, wie nicht anders zu erwarten war, Arbeitskräfte rausgeworf - pardon “freigesetzt”, an anderer Stelle aber wohl auch welche eingestellt.
Interressant in dem Zusammenhang die Verstrickung der Askleipos GmbH mit der TCC. Vor allem was deren Vorstand angeht.
Warum die TCC eine Partnerschaft mit einer Anwältin hat, kann man ja dem Namen entnehmen, den ich für nicht zufällig erachte. Weidenhammer ist ja nicht gerade weit verbreitet.
Warum der Sprecher von Askleipos und gleichzeitiges Vorstandsmitglied Willebrand ebenfalls Anwalt ist, liegt wohl daran, dass er Jura studiert hat.
Man ist rechtswissenschaftlich offenbar besser gepolstert, als pflegerisch.
Es ist wohl kaum zufällig, dass in der Übernahmeklausel den Beschäftigten eine Rückkehrgarantie in den öffentlichen Dienst gegeben wurde, für den Fall, dass es ihnen in der Privatwirtschaft nicht behagt.
Dumm jetzt, dass von den über 6000 verscherbelten um die 2000 von dieser Klausel Gebrauch machen, obwohl man nur mit ca. 300 gerechnet hatte. Wegen der optimistischen Prognose, wollte man der Askleipos GmbH für jeden, der es vorzieht zurückzukehren 15000 € zahlen. Dumm gelaufen. Denn das sind horrende Summen - auf Kosten des Steuerzahlers, der ja gerade wegen des Verkaufs entlastet werden sollte.
Inzwischen hat man sich auf eine Art Vergleich geeinigt und zahlt nur für 600 Rückkehrer. Durchfüttern wird man aber alle 2000 müssen. Wenn man auch noch nicht weiß, wie. Immerhin sind eine Menge Fachkräfte, Ärzte und examinierte Krankenschwestern, darunter. Die nun, wie es angedacht ist, zum Knöllchenverteilen auf Hamburgs Straßen schicken? Demnächst parkt man in Hamburg absichtlich falsch, wenn man Beschwerden hat, weil man die Politesse beim Knöllchenverteilen gleich mal drauf ansprechen kann. Neben Verbandskasten und Warndreieck führen die Autos mit HH demnächst auch noch Stethoskop und Blutdruckmessgerät mit.
Hier noch ein Text, der den Promovierten Pharmaökonomen ins Gedächtnis gerufen werden sollte:
“Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand: Ich gelobe feierlich mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen;
Ich werde meinen Lehrern die Achtung und Dankbarkeit erweisen, die ihnen gebührt;
Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben;
Die Gesundheit meines Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein; Ich werde die mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod des Patienten hinaus wahren;
Ich werde mit allen meinen Kräften die Ehre und die edle Überlieferung des ärztlichen Berufes aufrechterhalten;
Meine Kolleginnen und Kollegen sollen meine Schwestern und Brüder sein;
Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch Alter, Krankheit oder Behinderung, Konfession, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung oder soziale Stellung;
Ich werde jedem Menschenleben von seinem Beginn an Ehrfurcht entgegenbringen und selbst unter Bedrohung meine ärztliche Kunst nicht in Widerspruch zu den Geboten der Menschlichkeit anwenden;
Dies alles verspreche ich feierlich, frei und auf meine Ehre.”
Mediziner dürften wissen, was das ist.
Juristen nicht, denn juristisch ist das von keinerlei Belang.
Es folgt eine Auswahl von Links, durch die sich der Interessierte selber durchfressen kann, wenn er mag.
Wenn nicht, haben die Medien Recht, wenn sie das nicht so hoch aufhängen (das Thema, nicht das beteiligte Personal).
TCC
Welt
Askleipos
Willebrand
NDR
Hamburger Abendblatt
TAZ (2004)
Off Topic:
Sowas schreibe ich meistens am Notebook. Manchmal muss ich mich ganz schön zusammenreißen. Es ist beliebig schwierig, Erbrochenes aus einer Notebooktastatur zu entfernen, so dass diese danach wieder geht.