Die vierte Gewalt
Es war einmal vor langer Zeit…so fangen viele Geschichten an, so auch diese.
Als der Spiegel noch von einem ruhelosen Rudolf Augstein gefÃŒhrt wurde, hat er so manche “Machenschaften” deutscher Politiker und Wirtschaftsbosse ans Tageslicht gebracht, die sonst unter dem MÀntelchen des Schweigens verrottet wÀren. Und er hat damit die Geschichte dieses Landes beeinflusst. Nicht nur Augstein, sondern auch Andere waren da und haben es ihm, wenn auch nicht in dieser QualitÀt, gleichgetan. Man sprach damals von der Presse als der vierten Gewalt im Staat. Neben der Legislative, der Exekutive und der Judikative fungierte sie gleichsam als Aufsichtsbehörde.
Heute, nachdem die westliche Ideologie Ìber die östliche obsiegt hat - mit finanziellem Druck, nicht mit Krieg, Gottseidank, hat sich die Presse ebenfalls immer mehr diesem finanziellen Druck gebeugt und letztendlich kaufen lassen.
Das ist auch kein Wunder, gehört ein Medienorgan doch einem Verlag. Und dieser Verlag stellt nichts anderes dar, als ein Wirtschaftsunternehmen.
Trotzdem gibt es hier und da immer noch ein Aufflammen von kritischem Journalismus, der nicht zuletzt den Lesern geschuldet ist - man hat seine Klientel.
Nun kam der Michi Glos - und ich unterstelle ihm mal nur hehere Absichten - auf eine Idee, wie er Mittelstandsförderung betreiben könne. Nachzulesen ist das ironischerweise wiederum in einem Presseorgan: Click
Was soll ich davon denn jetzt halten?
Ich habe den Eindruck, dass die Presse, nachdem sie ihre Aufgabe als Aufsichtsbehörde ÃŒber die drei anderen Gewalten durch Gleichschaltung eingebÃŒÃt hat, soll ihr mit solchen Aktionen die GlaubwÃŒrdigkeit ganz geraubt werden. Die Bild fÀhrt völlig glaubwÃŒrdigkeitsfrei immerhin seit Jahrzehnten ganz gut. Und wenn man allen anderen auch nicht mehr trauen kann, kann man am Ende ja gleich Bild lesen, da gibt’s wenigstens jeden Tag ein Seite eins Model
Angesichts dieser Berichterstattungspraktiken frage ich mich als jemand der zumindest versucht einigermaÃen mÃŒndig zu bleiben, um wenigstens bei der nÀchsten Wahl ein bis zwei von fundiertem Hintergrundwissen flankierte Kreuzchen zu machen, wo bekomme ich einigermaÃen glaubwÃŒrdige Infos? Und wie erkenne ich die?
GÀngige Praxis ist ja, sich ein Weltbild anzueignen und alles zu lesen, was das stÌtzt, resp. das, was eine andere Meinung vertritt, widerlegt. Dumm nur, dass die Anderen genau dasselbe tun.
Ich reise durch die Welt und durch die Zeit, schaue in den Spiegel und greife nach dem Stern. ZusÀtzlich habe ich da die taz, Freitag, Telepolis, freace und ein paar angelsÀchsische Periodika in meinen Favoriten; denn wenn ich die alle als Papier abonnieren sollte, wÀre mein Anteil am Waldsterben unverhÀltnismÀÃig hoch… Nein, neben dem Online-Papier gibt es noch die Nachdenkseiten und den Spiegelfechter, nur um die wichtigsten zu nennen. Und die Blogs.
Die Blogs haben inzwischen in meiner Wahrnehmung die Rolle als vierte Gewalt ÃŒbernommen.
Ob es sich um abhÀngige oder unabhÀngige Blogs handelt, hat man vergleichsweise schnell raus und die unabhÀngigen schreiben jeder aus seiner Perspektive und erzeugen dadurch ein Gesamtbild, mit dem man glaube ich schon ziemlich nah drankommt an das zu erreichende Ziel.
NatÌrlich darf das eigene Denken dabei nicht abgeschaltet werden. Wer das möchte, soll doch lieber gleich wieder seine Aufmerksamkeit auf die Bild beschrÀnken.