High Dynamic Range
Eine meiner Freizeitbeschäftigungen ist Experimentieren mit HDR-Fotos.
Dazu sollte der unbedarfte Freizeitknipser erst einmal wissen, was das überhaupt ist.
High Dynamic Range bezieht sich auf die Dynamik des Kontrasts.
Das menschliche Auge passt sich kontinuierlich den Gegebenheiten des betrachteten Objekts an. Befinden sich helle, gut ausgeleuchtete Stellen, als auch dunkle, im Schatten liegende im Gesichtfeld, kann das Auge beides gleichermaßen scharf und kontrastreich erkennen. Eine Kamera kann immer nur entweder oder. Das liegt in der Natur der Sache. Entweder Blende auf und/oder lange Belichtungszeiten oder Blende zu und/oder kurze Belichtungszeiten. Die Lampe gleichermaßen deutlich, wie den Teppich unter dem Tisch darstellen, geht nicht.
Bisher. Da kommt HDR ins Spiel. Man macht von einer Szene mind. 3, besser 4 Fotos mit unterschiedlichen Belichtungsparametern. Selbst relativ günstige Digicams bieten heute schon die Funktion “Best Shot”, was nichts anderes bedeutet, als dass sie 4 Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungsparametern in schneller Folge hintereinander machen. Bei sich schnell bewegenden Objekten bringt das natürlich nichts, dazu später. Eine spezielle Software ist nun in der Lage, die Bilder so miteinander zu kombinieren, wie es das Auge auch täte: Dunkle Stellen werden aufgehellt, helle Stellen reduziert. Insgesamt wird dadurch die Dynamik scheinbar erhöht, weil man von dunkel bis hell alles gleichermaßen gut erkennen kann.
Wer sich schon mal optische Illusionen angeschaut hat, ist bestimmt über die Schachbrett-Illusion gestolpert.
(Quelle)
Die Felder A und B scheinen unterschiedlich hell zu sein. Hier (Click) kann man sehr schön nachprüfen, dass sie tatsächlich exakt den gleichen Helligkeitswert haben.
Dieser Illusion bedient sich auch die HDR Technik. Im Grunde ist die Zeichnung eine HDR-Zeichnung.
Wie ich bereits sagte, bedient man sich 3-4 verschiedener Fotos, um am Ende eines zu bekommen, auf dem alles gleichermaßen deutlich zu sehen ist, was bei Sportfotografie zum Scheitern verurteilt ist.
Moderne Kameras arbeiten mit RAW-Data. Das bedeutet, sie nehmen - elektronisch gesteuert - erstmal alles mit, was sie kriegen können, vereinfacht gesagt. So sind Fotos oftmals mehrere MB “schwer”, auf der original Speicherkarte. Speichert man sie dann als JPG ab, kann man die Fotos schon mal auf ein paar hundert KB “eindampfen”, ohne einen Unterschied zu bemerken. Viele glauben, die Auflösung würde beim schrumpfen leiden. Das ist aber nicht immer der Fall - das kann man beim Vergrößern am Rechner sehr gut nachvollziehen. Bis 1000% habe ich bei einigen Bildern noch keinen sichtbaren Unterschied feststellen können.
Wirklich eingespart wird bei dem Dynamikumfang. Spielt man z.B. mit der Gamma-Kurve gerät man sehr schnell an die Grenzen des Darstellbaren - bei den eingedampften Bildern. Da wo die RAW-Daten immer noch Einzelheiten zu Tage fördern, sowohl in den Schatten- als auch in den Lichtbereichen, ist bei den kleinen JPGs nur noch Wischiwaschi angesagt.
Diese Tatsache ermöglicht es, aus einem einzelnen RAW Bild 3 unterschiedlich “belichtete Fotos zu “faken”. Ich speichere das Original als Bild Nr. 2 ab, ziehe die Gamma-Kurve runter, speichere als Bild Nr.1 und ziehe sie auf um schließlich auch noch Bild Nr. 3 zu erhalten.
Das mittlere ist das, was mir die Digicam angeboten hat, für das Urlaubsalbum.
Man kann erkennen, dass die Dachziegel des Hauses und die Beschriftung völlig hell überstrahlt werden, während bereiche in den Bäumen einfach im Schatten verschwinden.
Kippe ich jetzt alle drei erzeugten Bilder in die HDR-Software der Wahl, wird diese die überstrahlten Bereiche aus Foto Nr.1 mit den Einzelheiten im Baum aus Foto Nr. 3 mischen - ganz so, wie es das Auge beim Betrachten der Szene in der Natur auch tut - und mir ein Bild anbieten, dass zwar die Technik der Schachbrettillusion nutzt, aber eben saugeil aussieht.
Das Ergebnis stimmt mit der Erinnerung sehr gut überein.
Wer mehr darüber wissen möchte, darf mich gerne kontaktieren.
Mehr Beispiele finden sich auf flickr.com, wo es eigene Gruppen gibt zum Thema HDR.
Manche überhöhen den Effekt, um das Ergebnis bewusst “künstlich” - also computergeneriert erscheinen zu lassen. Eine legitime eigene Kunstform, wie ich finde.
Weitere Beispiele:
Die Kathedrale von Palma - fast wie in einer Computersimulation
Alle Einzelheiten sind zu erkennen, von der Spiegelung bis zum “Mäusekino”. Eins meiner besten Ergebnisse.
Ein vorher-nachher Bild. Fast schon etwas übertrieben.
Noch ein vorher-nachher Bild. So ist HDR gemeint.
Manchmal staune ich selbst noch…
Alle Bilder bis auf die Schachbrettillusion sind CC. Unter Angabe der Quelle also frei verwendbar.
Vielleicht habe ich ja ein wenig Lust gemacht, das selbst einmal auszuprobieren.
Ich möchte nicht in den Verdacht geraten, das hier aus kommerziellen Gründen gemacht zu haben. Darum habe ich keine Links zu Software gesetzt. Der geneigte Leser wird unter http://gidf.de aber sicher welche finden, die seinen Ansprüchen gerecht wird
Cooler Bericht. Gibt’s irgendwo gröÃere Versionen der Bilder? Weil, möcht man sich ja dann doch mal von nÀher angucken.
Kommentiert am 30.09.07 13:30
[…] via F!XMBR - mehr zum Thema HDR hier […]
pingback am 30.10.07 10:30
[…] > Liebe US-Regierung, > > falls Sie dabei Hilfe brauchen sollten, irgendwelche alten Artikel, > Dossiers oder Bilder zu kopieren und daraus neue “Beweise” zu faken, > stelle ich gegen eine […]
pingback am 16.06.08 23:16
[…] http://www.dauerfeuerverarsche.de/2007/09/29/high-dynamic-range/ […]
pingback am 15.08.08 9:15
Das Auto-Foto, was selbst als bestes Ergebnis angesehen wird, ist total daneben, weil es sehr Ìbertrieben wurde. HDR soll ja das natÌrliche(!) Erscheinungsbild wiedergeben und nichts hinzudichten. So lange man die hellen LichersÀume um RÀnder sehen kann, ist es einfach zuviel des Guten.
Cu und GruÃ
Kommentiert am 31.08.08 10:31
Ja, inzwischen gebe ich dir recht. Die besten Ergebnisse der Serie sind das erste Beispiel von Mllorca und die Pelikane im Zoo.
Allerdings glaube ich, dass auch die “Computerifizierung” also das Ãbertreiben bis zur kÃŒnstlich wirkenden Kulisse inzwischen als eine neue Kunstform angesehen werden kann. Die Beispiele in den HDR-Foren bei flickr sind legion.
Ich benutze die Technik aktuell nur noch, um Fotos, die insgesamt zu “flach” ausgefallen sind ein wenig der Erinnerung anzupassen.
Nur manchmal - vor allem bei Technikschnickschnack macht es auch Spaà darÌberhinaus zu experimentieren.
Kommentiert am 31.08.08 12:31